Nächste Woche werde ich mal wieder die CeBIT besuchen. Ich freue mich darauf. Denn die Vielfältigkeit der Themen und die damit verbundenen Eindrücke sind jedes Jahr inspirierend. Die letzten Jahre habe ich mich als Blogger für eine Akkreditierung beworben und diese auch immer bekommen. Dieses Jahr nicht. Warum?

Die kurze (Standard-) Begründung der Pressestelle lautete: „Leider können wir Ihnen keinen Presseausweis ausstellen. Die von Ihnen vorgelegten Unterlagen sind keine Grundlage für eine Akkreditierung zur CeBIT.“ Dazu ein Verweis auf die Richtlinien zur Akkreditierung. Die „vorgelegten Unterlagen“ waren in diesem Fall natürlich die URL zu diesem Blog. Die Vorrausetzungen zur Akkreditierung für Blogger kann man hier nachlesen:
http://www.cebit.de/de/presseservice/bloggercebit

In diesen Richtlinien steht unter anderem:
„Es erscheinen regelmäßig (Mindestens 3 Beiträge pro Woche) relevante Blog-Beiträge.“
Auf meine gezielte Nachfrage für den Grund der Ablehnung, teilte mir dann mit, dass meinem Blog die Regelmäßigkeit fehle.

Nun hakt es meiner Meinung nach an dieser Stelle gleich drei Mal und macht auch das Problem von „Blogger-Relations“ im Allgemeinen sehr deutlich.

1. Es wird als Maßstab und Basis zur Beurteilung NUR das Blog hergenommen.
Ich blogge zu wenig. Das ist leider so. Dieses (Zeit-) Problem teile ich mit vielen anderen Menschen in meiner Branche. Aber: Ich denke trotzdem, dass ich für die CeBIT ein relevanter Multiplikator wäre. Ich halte mich in der Social Media Welt für gut vernetzt. Vernetzt mit wiederum diversen Multiplikatoren, Social Media Experten, Agenturinhabern und Bloggern mit einer guten Portion Reichweite. Diese sind teilweise meine Facebook-Freunde, folgen mir auf Twitter oder auf Google+. Diese Vernetzung ist aber nicht auf die digitale Welt begrenzt. Sie setzt sich im echten Leben fort Außerdem bin ich Dozent und halte Vorträge.
Das alles interessiert die CeBIT aber nicht. Diese interessiert nur: mein Blog und die dort erscheinende Menge an Beiträgen.

2. Es scheint „Quantität vor Qualität“ zu gelten.
Abgesehen vom Zeitfaktor ist es auch eine falsche Message die hier kommuniziert wird. Mir persönlich ist ein Blog, in dem alle zwei Wochen ein richtig guter, fundierter Artikel steht viel lieber, als einer der mir drei Mal in der Woche Aufgewärmtes aus allen bekannten Kanälen serviert. Eine bekannte Diskussion übrigens, die vor allem durch die Iron Blogger (ein Iron Blogger verpflichtet sich mind. einmal in der Woche zu bloggen, ansonsten sind 5 Euro fällig) neue Nahrung bekam. Ein Geheimtipp unter Iron Bloggern: „Wenn Du keine Zeit oder keine Inhalte hast: Einfach ein Video posten.“ Kann das der Sinn der Sache sein?

3. Die vorgegebene Frequenz ist schlicht zu hoch.
Bloggen ist in Deutschland für die allermeisten Menschen Nebenerwerb, wenn man es so nennen will. So auch für mich. Genau genommen ist es überhapt kein Erwerb. Denn direkt verdienen tu ich nix. Und: Bloggen ist sehr zeitaufwändig. Zwei, drei Stunden sind für einen sauber geschriebenen und recherchierten Artikel gleich weg. Das ist ein kompletter Arbeitstag pro Woche, wenn man diesen Zeitaufwand für die vorgeschriebene Beitragsfrequenz zugrunde legt. Ich bin selbstständig mit einer Agentur für digitale Kommunikation. Ich habe schlicht nicht die Zeit „3 relevante Blogbeiträge“ in der Woche zu schreiben. Ich bin mir durchaus bewusst, dass man derartige Vorschriften nicht immer sklavisch zu halten hat. Die Vorgabe ist vielleicht auch ein nur Mittel sich dem größten Ansturm präventiv zu erwehren. In der Hoffnung dass sich ein Großteil erst gar nicht bewirbt.

Was müsste die CeBIT also anders machen? Das Ganze sehen.
Das beginnt damit, dass im Akkreditierungsverfahren nicht nur die Blog-URL abgefragt wird, sondern der Twitter-Account, das Google+ Profil, das Facebook- und XING-Profil. Meinetwegen sogar der KLOUT-Score. Und dann muss jede einzelne Akkreditierungsanfrage geprüft werden. Das ist eine Menge Arbeit. Es ist dann nicht mehr damit getan, dass die Pressestelle mal kurz aufs Blog schaut und die Relevanz und Anzahl der Artikel prüft. Es muss eine ganzheitliche Prüfung stattfinden. Aber das ist machbar. Entweder über eine Agentur oder über eine zusätzliche fest angestellte Person für den Bereich Digital Relations. Der Weg muss von Blogger- zu Influencer-Relations gehen. Nicht Blogger sind relevant. Sondern Multiplikatoren. Menschen, die gut vernetzt mit einer entsprechenden Reichweite in dieses soziale Internet schreiben und darüber hinaus möglichst noch offline entsprechend aktiv sind.

Ich schreibe diesen Beitrag in der Gefahr am Ende nur als eingeschnappter Blogger wahrgenommen zu werden. Das ist mir durchaus bewusst. Ich hoffe ich konnte mit den obigen Zeilen diese Wahrnehmung entkräften. Denn dem ist ganz und gar nicht so. Ich freue mich auf die CeBIT und vornehmlich auf die Social Business Arena, zu deren Gelingen ich einen Teil beitragen durfte. Die Blogger-Akkreditierung wäre ein schöner Benefit gewesen. Das ist aber keine Baustelle. Ich finde allerdings diese Angelegenheit ist ein gutes Beispiel dafür, dass auf Unternehmensseite noch mehr Verständnis für die Funktion und Verbreitung von digitaler Kommunikation nötig ist.